In meiner Kindheit und Jugend hatte ich immer wieder mal ein Paar sogenannte Bootsschuhe (auch Boat Shoes oder Top-Sider, Docksides, Docksider, Segelschuhe genannt). Sie wurden viel und gerne in der Freizeit getragen, ein Boot hatten nur die wenigsten. Boat Shoes waren eigentlich immer irgendwie da. Preppy, adrett und praktisch. Seit einiger Zeit jedoch sieht man sie überall. Die teuersten Brands designen ihre Varianten. Es begann als Miu Miu und Bally in ihren Spring/Summer 2024 Kollektionen den Boat Shoe Runway-tauglich machten. Wir würden nicht im heißgelaufenen Spätkapitalismus leben, wenn sich nicht sofort danach alle möglichen Marken, high oder low, auf den Trend gestürzt hätten. Es gibt sie nun in allen Varianten und Farben und Ausführungen und Preisklassen.
Der typische Boat Shoe ist aus Leder oder Segeltuch mit einer abriebfesten Gummisohle, die für den Gebrauch auf einem Boot konzipiert wurde. Erfunden wurde er 1935 von dem Amerikaner Paul A. Sperry aus New Haven, Connecticut. Sperry ist auch heute noch eine beliebte und erschwingliche Bootsschuhmarke.
Wieso also sehr viel ausgeben für die Luxus-Varianten oder einen billigen Knockoff kaufen? Wieso nicht zu den Klassikern greifen? Die am Ende sowieso besser aussehen und länger halten, weil in jahrzehntelanger Erfahrung perfektioniert? Vermutlich ist bei vielen noch irgendein Paar irgendwo im Schuhschrank vergraben. Also raus damit. Die trendigen Varianten, wie der bleached Effekt bei Miu Miu oder überdimensional lange, farbige Schuhbänder wirken auch schnell dated wenn der nächste Trend drüberschwappt. Die Klassiker bleiben.

Was allerdings neu ist und das ist eigentlich der ganze Trick am aktuellen Hype: Boat Shoes werden heute anders gestylt. Wer nicht aussehen möchte wie aus der Zeit gefallen, stylt sie nicht zum sportlichen Freizeitlook, sondern zum Beispiel zu Anzug, Kleid, Rock oder Seidenbluse. Es geht um den Kontrast. Arbeits-, Sport- und Freizeitkleidung in High Fashion zu bringen ist nicht ganz neu, aber immer wieder andere Produkte werden zu Fashion Pieces erklärt. Man könnte sagen, der Duchamp-Effekt ist in der Mode angekommen, nur 100 Jahre später – Duchamps Readymades sind ganz gewöhnliche, industriell gefertigte Objekte, die er zu Kunstwerken erklärte, indem er sie auswählte, umbenannte und signierte.

Ich habe meine Timberland Boat Shoes vor längerem Secondhand gefunden, ich mag die blaue Variante, aber halte meine Augen weiterhin offen für braune. There are soooo many good Secondhand Boat Shoes out there!
Wer sich in die Merkmale des Boat Shoes weiter vertiefen möchte, schaue sich bei Gentleman‘s Gazette um, wo genau beschrieben wird, was diesen Schuh ausmacht. Die Gazette empfiehlt super klassisches Styling, dem würde ich nicht folgen.



Und um mein Argument, sich bei den Klassikern umzuschauen, auch literarisch zu unterstreichen, möchte ich euch noch zwei meiner Lieblingsautorinnen ans Herz legen: Jane Austen und Agatha Christie. Ich lese sie seit über 40 Jahren immer wieder.
Das wars für heute von mir. Have fun styling your old and new classic Boat Shoes. Bis nächsten Donnerstag.
Alles Beste,
Susanne
So schöne Styles liebe Susanne! Slow Fashion kann so zeitgemäß und klassisch zugleich aussehen. Toll gemacht!
Love it! 😍