Wir alle lieben sie. Jeans sind praktisch, angenehm zu tragen, stylisch und cool. Es gibt sie in allen möglichen Schnitten, Waschungen und Färbungen und natürlich auch Preisklassen. Die klassische Jeans wurde erstmals 1873 von Levi Strauss produziert. Der nach San Francisco ausgewanderte Franke hat sie für Goldgräber angefertigt. Robust verwebte Baumwolle, doppelt vernähte Kanten und mit Nieten verstärkte Taschen sorgten für Langlebigkeit. Manche Jeans wurden über Generationen vererbt. Innerhalb der letzten 200 Jahre ist die Hose aber vom Nachhaltigkeitsvorbild zu einem der umweltschädlichsten Kleidungsstücke der Welt geworden.

Die Herstellung von Denim verbraucht sehr viele Ressourcen. Für ein Kilogramm Baumwolle werden etwa bis zu 10.000 Liter Wasser benötigt – diese Zahl kann je nach Anbauland und Anbaumethode variieren. Konventionell angebaute Baumwolle ist außerdem durch die Menge an eingesetzten Herbiziden und Pestiziden belastend für Mensch und Umwelt. Die Verarbeitung setzt dann noch einiges drauf: Bleichen, Sandstrahlen, Färben. Alternativen zur herkömmlichen Denim-Produktion gibt es bereits, sie sind den meisten Herstellern jedoch zu teuer.
Warum die klassische Jeans blau ist? Denim hat seinen Ursprung in der südfranzösischen Stadt Nîmes. Seit dem 16. Jahrhundert wurde dort ein sehr robuster Stoff aus Baumwolle und Hanf gewebt, der Kettfaden (wird im Webstuhl in Längsrichtung aufgespannt und läuft parallel zur Webkante) war mit Indigo (blauer Farbe) gefärbt, die Schussfäden (verlaufen quer zur Webkante) blieben ungefärbt. Dadurch ergab sich die bis heute typische Blaufärbung der Jeans. Der Name Jeans soll zurückgehen auf den Stoff „Serge de Nîmes”, er wurde später „Denim” genannt, eine Verkürzung von „de Nîmes” (aus Nîmes) ist. Jeans könnte aber auch vom französischen Wort „jean” für Genua stammen, als man damals versuchte einen ähnlichen Stoff von dort nachzumachen. Wir sehen, kopiert und abgeschaut wurde schon immer.

Über Jeans, ihre Schnitte und verwendeten Materialien scheiden sich die Geister. Italienischer Stoff? Japanischer? Waschung? Schnitt? Pflege? Vor einigen Jahren habe ich mit dem Journalisten Kay Alexander Plonka über Denim gesprochen und er meinte unter anderem: „Heute kann fast jeder Depp Jeans produzieren. Früher, als Jeans noch ganz aus Baumwolle bestanden, war das eine Kunst, die mussten sitzen, weil der Schnitt bestimmte, wie die Passform war. Jetzt pumpt man Elasthan und Polyester hinein und die Jeans passen sich dem Körper einfach an. Diese Gewebe sind dann auch nicht mehr zu recyceln. Eine Baumwoll-Jeans kann man Tage und Wochen tragen ohne dass sie die Passform verliert. Früher war der Stoff auch dicker und hielt demnach auch länger.”

Also: How to do Denim better? Dazu habe ich Eva van Gelder nach ihren besten Denim-Tipps gefragt. Sie hat Fashion Design in den Niederlanden mit Schwerpunkt Denim studiert und vor kurzem in Bozen ein Vintage Geschäft eröffnet. Denim ist ihr Ding. Here u go:
Wie ist die Innennaht gefertigt?
Ein kurzer Blick ins Innere des Hosenbeins kann dir mehr über die Qualität verraten, als du denkst. Die Innennaht verläuft entlang der Beininnenseite und durch den Schritt – ein Bereich, der besonders stark beansprucht wird. Wenn du dort viele sichtbare Fäden oder flache Nähte siehst, wurde die Hose wahrscheinlich in Massenproduktion gefertigt – schnell und kostengünstig. Anders sieht es bei Hosen mit einer traditionellen Naht aus. Diese erkennt man daran, dass sie deutlich dicker wirkt, weil mehrere Stofflagen verarbeitet wurden. Der Vorteil? Mehr Stabilität an den Stellen, die am meisten Reibung ausgesetzt sind. Und das bedeutet: längere Lebensdauer.
Finger weg von Stretch & Co
Klar, Stretch-Jeans fühlen sich anfangs super bequem an. Aber die Bequemlichkeit hat ihren Preis: Materialien wie Elasthan, Lycra oder Stretchfasern verlieren nach einigen Jahren ihre Form, weil sie mit der Zeit zerfallen. Noch problematischer: Stretch-Denim lässt sich kaum recyceln, wiederverwenden oder biologisch abbauen. Wer also auf Langlebigkeit und Nachhaltigkeit achtet, greift besser zu 100 % Baumwolle.
Robustheit ist Trumpf
Qualitätsjeans erkennt man auch an den kleinen, fast unscheinbaren Details: Nieten (meist aus Kupfer oder Eisen) an den Taschen oder extra Stiche an stark beanspruchten Stellen wie Schritt oder Oberschenkel. Diese Verstärkungen sorgen dafür, dass der Stoff auch bei starker Belastung nicht reißt.
Wie dick ist der Stoff?
Je dicker das Denim, desto besser. Besonders beliebt bei Denim Liebhabern: Japanische Denim-Webereien, die auf hochwertige, schwere Stoffe spezialisiert sind. Jeans aus diesem Material halten locker 5 bis 10 Jahre – und werden mit der Zeit sogar schöner, weil sie eine individuelle Patina entwickeln.

Wenn ihr also beim nächsten Hosenkauf nicht nur auf Stil, sondern auch auf Qualität achten möchtet, lohnt sich der genaue Blick. Hochwertige Verarbeitung, robuste Materialien und der Verzicht auf Stretch machen aus einer einfachen Hose ein langjähriges Lieblingsstück. Ebenso wichtig: Verschiedene Modelle anprobieren und sich ehrlich fragen: Fühle ich mich wohl in der Hose? Gefalle ich mir darin? Werde ich die Jeans lange tragen?
Für mich gilt, Secondhand first und wenn neu, kann ich empfehlen, weil selbst getragen: Mud Jeans, Dawn Denim, Armedangels, Nudie Jeans und ich muss sagen, auch Arket und COS machen gute und lange tragbare Jeans.

Lasst uns also unsere Denim-Teile so lange als möglich im Kreislauf halten, weil bewusster gekauft, besser gepflegt und überhaupt mehr wertgeschätzt. Are you in to improve your Denim game?
Alles Beste, bis nächste Woche,
Susanne
PS: Mein Buchtipp diese Woche: E.O. Wilson. Der Biologe und Evolutionstheoretiker ist in meinen Augen ein MUST Read. Die conditio humana zu kennen, vor allem wie sie sich entwickelt hat, finde ich wichtiger denn je. Die Bücher sind gut geschrieben und sehr interessant. ❤️