Es kann ein Geruch sein, eine Speise, ein Buch, ein Musikstück oder whatever. Man taucht ein in vergangene Zeiten, Erinnerungsfetzen wabern durch den Kopf. Mir so passiert vor einiger Zeit als ich etwas über Piberhofer Schuhe las. Dazu müsst ihr wissen: Piberhofer Schuhe kennt noch jede Innsbruckerin in einem bestimmten Alter. Es war DAS Schuhgeschäft. Der Stil unverkennbar: schlicht, klassisch, sehr schön verarbeitet, meist mit einem kleinen Twist wie Riemchen, interessante Farben, ein besonderer Absatz. Sie waren über viele Jahre das klassische, nie von Trends weggefegte Schuhwerk.
Zum Maturaball trug ich dunkelrosa Pumps von Piberhofer. Ich hatte auch nachtblaue Ballerina mit Riemchen, der vordere Teil der Schuhe (man nennt das anscheinend im Fachjargon Vorderblatt oder Blatt) ging fast bis zum Rist, sie waren gleichzeitig elegant und solide. Leider habe ich beide Paare nicht mehr. Meine Mutter hat den Schuhschrank noch voll mit verschiedensten Designs, die sie aber alle nicht mehr trägt. Sie hat Schuhgröße 37, ich 39. Sie würden meiner Schwester passen, die jedoch lebt jetzt in Upstate New York und hat weder Lust einen Riesenkoffer mit Schuhen mitzuschleppen, noch passen sie zu ihrem aktuellen Lebensstil mit Garten, Hund und ländlichem Ambiente.

Die Malerin Christine Piberhofer entwarf für die Marke Piberhofer seit den 1980er Jahren Schuh-Modelle. Hergestellt wurden sie in kleiner Auflage in oberitalienischen Manufakturen. Das Schuhhaus gibt es seit den 1930er Jahren, es ist nicht offiziell geschlossen worden, im Branchenverzeichnis scheint es noch auf. Am Marktgraben 15 allerdings finden sich keine Piberhofer Schuhe mehr. Frau Piberhofer malt aber offensichtlich noch. Selbst ChatGBT wusste nicht mehr.
Wie dem auch sei. Ich habe etwas über die Schuhe aufgeschnappt, die Erinnerungen setzten ein und ich habe mir gedacht, „jetzt probier ich es doch mal auf Vinted“. Und siehe da, es gab ein einziges Paar, noch dazu in Größe 39. Klar habe ich die bestellt. Es ist ein Piberhofer-Modell, zu dem ich nicht unbedingt gegriffen hätte, aber dieser Gelegenheit konnte ich nicht widerstehen.

Die Schuhe kamen, sie waren jedoch etwas zu eng. Also ab zum Schuster dehnen lassen. Ich habe 8 Euro für sie bezahlt, was nichts ist, denn die Schuhe waren schon in den 1980er Jahren ziemlich teuer. Ein Paar zu besitzen war wirklich etwas. Das Dehnen der Schuhe hat doppelt soviel gekostet wie sie auf Vinted zu kaufen. Stilmäßig allerdings schwanke ich hin und her. Mein Mann findet sie bieder, ich tu mich schwer, Erinnerungen und persönlichen Stil heute auseinanderzuhalten. Deshalb habe ich mir vorgenommen sie für diesen Newsletter zu stylen und bitte euch um ehrliches Feedback. Ja? Nein?

Ich möchte die Schuhe nicht nur aus sentimentalen Gründen aufbehalten, auch wenn das in Ordnung wäre, aber lieber gebe ich sie weiter. Vielleicht gibt’s ja andere Piberhofer Liebhaberinnen oder finden manche sie super passend für sich? Ich weiß, dass es viele Gründe gibt Kleidungsstücke lange aufzubewahren. Ich tue das auch. Aber nur wenn ich sie immer wieder hervorhole und trage. Wenn sie nur mehr Erinnerungsgegenstände sind, bin ich dafür sie weiterzugeben. Wie sehr ihr das?


Das wars für heute und bitte gebt mir Styling-Feedback!
Susanne
Bereits zum dritten Mal, ist mir aufgefallen, schreibe ich hier über Schuhe, daher dieser Buchtipp: Alec Leach: The world is on fire but we‘re still buying shoes. Ein leichtfüßig geschriebener Essay über die wenig erbaulichen Seiten der Fashion Industrie. Ich habe Alecs Substack Newsletter dann auch für ein Jahr abonniert, derzeit lese ich seine gratis Posts, die ab und zu eintrudeln.
Absolute must to keep them. I see and understand your doubts, but they are so delightful and look really, really good. You might be a couple of years ahead of the curve when this style comes back around but I already see it happening. Not bieder at all, sorry Urban. XOXO auntie supreme
Mensch, ja , Piberhofer, ein fast sakrales Erlebnis, dort hinein zu gehen.
Nur Schaufenster schauen reichte für einige Zeit um vielleicht wieder einen Versuch zu wagen, als junges Mädchen.